Women in Finance: Interview mit Daria Diachenko, CFA
Frauen sind in der Finanzbranche immer noch unterrepräsentiert. Im Interview mit Daria, unserer Head of Investment Strategy & Portfolio Construction fragen wir nach dem Warum.
Frauen sind noch immer seltener berufstätig als Männer. Obwohl große Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung gemacht wurden, bleibt diese Diskrepanz bestehen und wirft wichtige Fragen auf. Wir sprechen mit Daria Diachenko, CFA über ihre Einschätzung der Finanzbranche.
Der Arbeitskräfteerhebung des Statistischen Bundesamtes zufolge gehen in Deutschland gehen knapp 47 Prozent der Frauen einer Beschäftigung nach. Frauen sind seltener berufstätig als Männer und gehen, sofern sie arbeitstätig sind, häufiger Teilzeitstellen nach. Betrachtet man die Geschlechterverteilung in Führungspositionen ist die Verteilung auffallend männlich dominiert. Nur knapp jede dritte Führungskraft war 2019 eine Frau [1].
Gerade auch in der häufig von Männern geprägten Finanzbranche findet man selten Frauen in höheren Positionen. Der Frauenanteil in den Vorständen börsennotierter Unternehmen liegt laut Statista im Jahr 2023 bei 19,5 % [2]- das ist der höchste Anteil seit dem Beginn der Statistik im Jahr 2006. Im Grunde genommen ist das eine positive Nachricht, allerdings besagt diese Zahl auch im Umkehrschluss, dass 80,5 % der Führungspositionen männlich besetzt sind. Das ist alles andere als ausgeglichen.
Daria Diachenko, CFA ist Head of Investment Strategy and Portfolio Construction bei Serafin Asset Management. Sie hat maßgeblich die Investmentstrategien für SRFN entwickelt und kümmert sich mit ihrem Team um die Portfolio-Performance unserer Kunden. Wir sind glücklich, mit Daria eine extrem kompetente und fähige Kollegin an Bord zu haben. Wir haben mit ihr über Job, Karriere und Lieblingsbücher gesprochen.
Hi Daria! Schön, dass du dir die Zeit für unsere Gespräch genommen hast. Wenn du keine Interviews gibst, womit beschäftigst du dich in deinem Alltag?
Mein Arbeitstag ist sehr vielfältig. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse und Bewertung von Anlageportfolios, um sicherzustellen, dass sie den Anlagezielen und -strategien unserer Kunden entsprechen. Zusammen mit meinem Team entwickle, optimiere und passe ich ständig Anlagestrategien an. Zusätzlich behalte ich die Finanzmärkte im Blick, um Trends und Chancen zu erkennen, die unsere Portfolioentscheidungen beeinflussen können. Zudem investiere ich Zeit in die Weiterbildung, um mein Fachwissen auf stets aktuell zu halten. Außerhalb der Arbeit genieße ich meine Freizeit im Fitnessstudio und entdecke gerne neue Bars und Restaurants in Frankfurt.
Und wie bist du zur Finanzbranche gekommen? Was hat dich dazu bewogen, in diese bislang doch eher männlich dominierte Branche zu gehen?
Die Leidenschaft für Finanzmärkte begleitet mich seit Beginn meines Studiums. Ich war zwar immer gut mit Zahlen, wollte mich aber nicht ausschließlich auf Mathematik beschränken. Deshalb entschied ich mich für ein kombiniertes Studium in Mathematik und Volkswirtschaftslehre. Während meines Bachelorstudiums lernte ich meinen Professor für Ökonometrie und Finanzen kennen, der gleichzeitig als Vermögensberater und Trader tätig war. Er vermittelte mir nicht nur wissenschaftliche Kenntnisse über Anlagestrategien, sondern auch deren praktische Umsetzung.
Ich war dann auch jahrelang aktives Mitglied des Asset Management und Trading Clubs, in dem wir verschiedene Anlagestrategien getestet und umgesetzt haben. Dadurch wurde mir sehr früh klar, wo meine Interessen liegen und welche Richtung meine Karriere einschlagen soll.
Darüber hinaus habe ich während diverser Praktika Einblick in verschiedene Bereiche der Finanzindustrie bekommen: von Audit und Buchhaltung bis zu Businessentwicklung und Finance bei der Bank. Meine Berufserfahrung konzentriert sich jedoch hauptsätzlich auf systematische Anlagelösungen/Indexing. Nach meinem Studium entschied ich mich aus zwei Gründen für einen Index-Anbieter (Finanzdienstleistung): Zum einen war das Unternehmen noch jung und bot ein großes Potenzial für eine hohe und diverse Lernkurve, zum anderen durfte ich mit komplexen Anlagestrategien aus verschiedenen Anlageklassen arbeiten und direkten Kontakt mit führenden Asset Managern, Investmentbanken und ETF-Anbietern aufbauen.
Der Wechsel in das klassische Vermögensmanagement war ein logischer Schritt in meiner Karriereentwicklung.
Insgesamt sind Frauen noch immer in vielen Bereichen der Finanzbranche, insbesondere als Führungskräfte und Top-Managerinnen in Banken, unterrepräsentiert. Diese Arbeitgeber gelten als familienunfreundlich und von Männern dominiert. Trifft diese Aussage heute überhaupt noch so zu oder gibt es die gefürchteten Karrierebremsen noch immer in den klassischen Bankstrukturen?
In den letzten zehn Jahren hat sich die Frauenquote in den Vorständen großer Banken in Deutschland positiv entwickelt. Dennoch sind Frauen in Führungspositionen in der Finanzbranche nach wie vor stark unterrepräsentiert. Statistiken zeigen, dass nur etwa jede zehnte Vorstandsposition von einer Frau besetzt ist. Generell sehe ich aber zwei Trends als Haupttreiber für eine höhere Geschlechterdiversität in naher Zukunft: Nachwuchskräftemangel und die zunehmende Bedeutung von Diversität und Inklusion in Unternehmen.
In der Bankenbranche hat sich der Mangel an Fach- und Führungskräften zugespitzt.
So stehen auch Banken im Wettbewerb um Talente und passen sich zunehmend flexibleren Jobstrukturen an, anstatt ausschließlich auf das Gehalt als Anreiz zu setzen. Viele Unternehmen haben erkannt, dass eine vielfältige Belegschaft ein wichtiger Wettbewerbsvorteil ist, der zu besseren Entscheidungen und innovativen Lösungen beitragen kann. Deshalb fördern sie aktiv die Geschlechtervielfalt und Inklusion von Frauen als Teil der Unternehmensstrategie.
Welche Herausforderungen existieren deiner Meinung nach?
Es gibt immer noch Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf den Gender Pay Gap und die Verfügbarkeit von flexiblen Arbeitsmodellen für Frauen. Hier kann die zunehmende Integration des Themas ESG (Environmental, Social, Governance) auf Unternehmensebene von Vorteil sein, indem Banken den Fokus auf die sozialen Aspekte der Unternehmen, wie Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz legen. Zusätzlich können sie eine Unternehmenskultur fördern, die die Chancengleichheit von Frauen und Männern unterstützt. Dies kann zum Beispiel sein, dass Unternehmen in ihren ESG-Richtlinien und -Maßnahmen spezifische Ziele und Verpflichtungen in Bezug auf den Frauenanteil in Führungspositionen setzen. Eine ESG-orientierte Unternehmenskultur, die sich auf soziale Aspekte konzentriert, fördert automatisch eine Umgebung, in der sich Frauen sicher fühlen, ihre Karriere vorantreiben und Führungspositionen in der Finanzbranche anstreben können.
Gibt es einen Karrierewunsch? Was ist deine Wunschvorstellung? Was möchtest du erreichen?
Mein Karrierewunsch ist es, mich weiterhin im Finanzbereich zu entwickeln und meine Leidenschaft für das Investmentmanagement weiter auszuleben. Die Welt des Investmentmanagements ist spannend und anspruchsvoll, und genau das ist es, was mich daran begeistert. Ich möchte diese Begeisterung bewahren und als starke weibliche Persönlichkeit im Finanzsektor weiterhin eine bedeutende Rolle spielen. Ich bin entschlossen, mein Bestes zu geben und mich auf diesem Weg kontinuierlich zu verbessern.
Nachhaltigkeit oder Rendite?
Warum denn nicht beides? Ich bin fest davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit und Rendite sich nicht ausschließen müssen. In der heutigen Zeit, in der Nachhaltigkeit einen immer größeren Stellenwert einnimmt, gibt es zahlreiche Investmentmöglichkeiten, die sowohl soziale und ökologische Werte fördern als auch attraktive Renditen bieten. Wenn wir verantwortungsbewusst investieren und Unternehmen unterstützen, die auf Nachhaltigkeit setzen, können wir nicht nur positive Veränderungen bewirken, sondern auch unsere finanziellen Ziele verfolgen. Es ist eine Win-Win-Situation, die das Beste aus beiden Welten vereint.
Bargeld oder Kreditkarte?
Bargeld ist definitiv nicht so meins. In der heutigen Zeit dreht sich alles um Tempo, Effizienz und Innovation. Deshalb greife ich klar zur Kreditkarte, am liebsten digital, wenn möglich. Mit einer digitalen Kreditkarte kann man nicht nur bequem bezahlen, sondern auch sein Geld intelligent investieren und sein Vermögen vermehren. Es ist für mich eine praktische und zukunftsweisende Art, mit Finanzen umzugehen.
Welche Bücher würdest du weiterempfehlen?
In Bezug auf Finanzliteratur kann ich zwei Bücher besonders empfehlen. "Market Wizards" von Jack D. Schwager ist eine faszinierende Sammlung von Interviews mit erfolgreichen Tradern und Investoren, die wertvolle Einblicke und Erfahrungen teilen. Ebenso empfehlenswert ist "Fooled by Randomness" von Nassim Nicholas Taleb, das die Bedeutung von Zufall und Unsicherheit in den Finanzmärkten betont.
Im Bezug auf Frauen in der Finanzbranche, möchte ich auch das Buch "Lean In: Women, Work and the Will to Lead" von Sheryl Sandberg hervorheben. Dieses Buch ermutigt Frauen dazu, sich in ihre Karriere einzubringen, während es zugleich Männer und Frauen dazu aufruft, das aktuelle Ungleichgewicht zu erkennen und aktiv anzugehen. Es ist eine inspirierende Lektüre, die zu einer inklusiveren und ausgewogeneren Finanzbranche beiträgt.
Welche Stadt würdest du gern mal besuchen?
Eine Stadt, die ich gerne besuchen würde, ist eigentlich keine Stadt im traditionellen Sinne, sondern eher ein atemberaubendes Inselparadies - die Bahamas! Insbesondere "Pigs Island" zieht mich magisch an. Da gibt es wunderschöne Strände und das einzigartige Erlebnis, mit süßen Schweinchen im kristallklaren Wasser zu schwimmen. Es klingt einfach paradiesisch und steht definitiv ganz oben auf meiner Reiseliste!
Danke, Daria für dieses tolle Gespräch!
Wir versuchen bei SRFN unsere Stellen genderneutral zu besetzen und arbeiten daran, die Diskrepanz abzubauen. Wenn du dir auch eine Karriere in der Finanzbranche vorstellen und du mehr zu unseren offenen Positionen erfahren möchtest, schau gern auf unserer Karriereseite vorbei oder schick uns eine Initiativbewerbung an recruiting@srfn.de.