Marktkommentar Q2 2024

Das Jahr 2024 war bisher geprägt von unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen, Höchstständen an vielen Aktienmärkten und interessanten Wahlereignissen. Was das für Anleger bedeutet, erklärt Daria Diachenko.

Das Jahr 2024 war bisher geprägt von unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen, Höchstständen an vielen Aktienmärkten und interessanten Wahlereignissen. Für das zweite Halbjahr erwarten wir volatile Märkte, die von Zinspolitik, Inflation und politischen Ereignissen geprägt sind. Das bedeutet einerseits Risiken andererseits neue Möglichkeiten.

Kurzer Rückblick auf das 2. Quartal 2024

Nach der sehr guten Entwicklung im ersten Quartal zeigte sich im zweiten Quartal eine etwas geringere Dynamik an den Aktienmärkten. Neben den verbesserten Wirtschaftsaussichten in Europa und China, blieb die Inflation in meisten Regionen der Welt hartnäckiger als erwartet. Dies führte zu reduzierten Zinssenkungserwartungen und ließ die meisten Staatsanleihen im zweiten Quartal leicht ins Minus rutschen. Risikoreichere Anleihesegmente profitierten hingegen von sinkenden Kreditrisikoprämien.

Regional entwickelten sich Aktien aus asiatischen Schwellenländern und den USA im zweiten Quartal am besten. Im April und Mai schnitten europäische und asiatische Aktien deutlich besser ab als US-Aktien, doch nach der Ankündigung von Neuwahlen in Frankreich im Juni kehrte sich dieses Bild um. In Europa verzeichneten insbesondere Small Caps Zuwächse, unterstützt durch die verbesserte Konjunktur und eine erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB). In den USA blieb die Marktbreite hingegen gering, mit einer fokussierten Performance auf wenige Mega-Cap-Aktien aus dem Technologiesektor, die die Marktindizes zu neuen Höchstständen trieben. NVIDIA legte im zweiten Quartal dank beeindruckender Quartalszahlen und positiver Aussichten über 35% zu und überschritt als drittes Unternehmen weltweit die Marktkapitalisierungsmarke von 3 Trillionen US-Dollar. Auch Apple, Alphabet und Broadcom erzielten im zweiten Quartal Zuwächse von über 20%.

Die konjunkturelle Aufhellung in Europa und Asien führte zu einem deutlichen Anstieg der Industriemetallpreise. Auch Gold und Silber zeigten eine starke Performance.

Globale Erholung und Wachstumstrends

Seit Jahresbeginn zeigte sich die globale Wirtschaft als widerstandsfähig, jedoch zeigen sich divergierende Trends auf regionaler Basis. Während die USA ein starkes Wachstum verzeichneten, erlebten andere entwickelte Märkte eine leichte Kontraktion. Für den Rest des Jahres zeigt die US-Wirtschaft Anzeichen einer Verlangsamung. Die Konsumausgaben und die Beschäftigung steigen zwar weiter, jedoch in einem langsameren Tempo. Trotz dieser Verlangsamung wird in den USA für dieses und nächstes Jahr ein Wirtschaftswachstum erwartet, das über dem der meisten anderen Industrieländer liegt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten für dieses Jahr auf 2,7 %. Im Vergleich dazu wird für die Eurozone nur ein moderates Wachstum von 0,8 % erwartet.

Strukturell gesehen, stecken die Wirtschaftszonen in unterschiedlichen Konjunkturzyklen. Während sich die US-Wirtschaft verlangsamt, erlebt die Eurozone nach einer Phase der Stagnation nun eine zyklische Erholung.
China hingegen kämpft mit strukturellen Problemen, insbesondere im Immobiliensektor, und bleibt stark von staatlichen Stützungsmaßnahmen abhängig. Trotz fiskalischer Unterstützung und expansiver Geldpolitik erholt sich Chinas Wirtschaft nur zaghaft. Indien hingegen bleibt mit einem erwarteten Wert von rund 7% weiterhin an der Spitze der Wachstumsprognosen.

Weiterhin marktbestimmend: Inflation und Zinspolitik

Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Zyklen wirken sich auch auf die Inflationspfade in den Regionen aus. In den USA war der Disinflationsprozess in der ersten Jahreshälfte 2024 holpriger als erwartet. Die restriktive Geldpolitik der Federal Reserve hat zwar dazu beigetragen, die Inflation zu bremsen, auch wenn die Wirkung langsamer eintritt als erhofft. In der Eurozone hat der Disinflationsprozess bereits Fortschritte gemacht, hauptsächlich aufgrund gesunkener Energiepreise. Dies kombiniert mit wachstumsschwächerer Wirtschaft hat die EZB dazu veranlasst, ihren Zinssenkungszyklus früher zu beginnen. Im Juni führte die EZB eine erwartete Zinssenkung durch und weitere Zinssenkungen könnten im Laufe des Jahres folgen.

Die US-Notenbank steht vor der Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt für die ersten Zinssenkungen zu finden, wir erwarten jedoch weiterhin einen ersten Zinsschritt vor Jahresende.
In Japan wird ebenfalls ein Rückgang der Inflationsrate erwartet, die jedoch auch im kommenden Jahr deutlich über der Ein-Prozent bleiben dürfte, unterstützt durch eine expansive Fiskalpolitik.
Insgesamt dürfte sich durch die anhaltend restriktive Geldpolitik der Zentralbanken der globale Trend sinkender Inflationsraten fortsetzen.

Teuerungsrate in ausgewählten Regionen.

Aussicht für die Kapitalmärkte

Unterstützt durch das globale Wirtschafts- und Gewinnwachstum, Disinflation und sinkenden Zinssätzen, sollte sich das Marktumfeld in der zweiten Jahreshälfte, positiv auf risikoreichere Anlagen, insbesondere Aktien, auswirken.
US-Aktien erscheinen weiterhin attraktiv, bedingt durch wirtschaftliche Faktoren und bevorstehende Wahlereignisse. Während die großen technologiebasierten Unternehmen auch im zweiten Quartal die größten Gewinnsprünge zeigten, erwarten wir nun auch eine Erholung in anderen Sektoren. Positive Gewinnaussichten wirken gleichzeitig unterstützend für Unternehmensanleihen.

Europäische Aktien sehen wir trotz kurzfristiger Volatilität als Chance, dank ihrer fundamentalen Attraktivität und der Aufhellung der Konjunktur. Auch europäische Small Caps sollten von der verbesserten Konjunktur und den weiteren möglichen Zinssenkungen profitieren. Die globale Erholung dürfte besonders exportorientierten europäischen und asiatischen Volkswirtschaften zugutekommen.

Künstliche Intelligenz als dominierendes Thema

Künstliche Intelligenz (KI) ist weiterhin ein dominierendes Thema. Immer mehr Unternehmen profitieren von steigenden Investitionen in KI. Bisher wurde die Wertentwicklung und das Gewinnwachstum von einigen wenigen Unternehmen getrieben, ab der zweiten Jahreshälfte erwarten wir positive Gewinnrevisionen in der Breite. Unternehmen stoßen derzeit zahlreiche Projekte an, um durch KI ihre Produkte zu verbessern oder Prozesse effizienter zu gestalten. Viele dieser Anwendungen befinden sich noch in der Pilotphase, aber in den kommenden Quartalen werden wir voraussichtlich immer mehr Umsetzungen in die Praxis sehen.

Risiken bleiben bestehen

Trotz positiver Aussichten gibt es bedeutende Risiken. Eine stärkere Konjunkturdynamik könnte die Inflation wieder anheizen, was Zinssenkungen verzögern oder sogar neue Zinserhöhungen erforderlich machen könnte. Dies wäre insbesondere in den USA ein Problem, wo die Inflation aufgrund der Wirtschaftsdynamik höher bleiben könnte als erwartet. In Europa könnte sich der Aufschwung des privaten Konsums verzögern, die globale Nachfrage schwächer ausfallen und geopolitische Krisen könnten sich weiter verschärfen. Die bevorstehenden Wahlen in Frankreich und der Wahlkampf in den USA tragen zu erhöhter Unsicherheit bei, was die Handlungsfähigkeit Europas und mögliche Handelskonflikte betreffen könnte.

Fazit

Insgesamt sehen wir die Marktaussichten für die zweite Jahreshälfte positiv. Die sich erholende globale Handelstätigkeit unterstützt sowohl die europäischen als auch die asiatischen Volkswirtschaften, während das Wachstum in den USA dank solider Konsumausgaben weiterhin robust bleibt.
Wir erwarten volatile Märkte, die von Zinspolitik, Inflation und politischen Ereignissen geprägt sein werden. Kurzfristige Volatilität betrachten wir als eine Gelegenheit, in die Märkte einzusteigen. Es ist wichtig, investiert zu bleiben, dabei jedoch die potenziellen Risiken nicht aus den Augen zu verlieren. Ein ausgewogenes, diversifiziertes Portfolio bleibt unerlässlich.

Aus Portfoliosicht bieten Gold und Rohstoffe weiterhin einen Schutz gegen systemische und geopolitische Risiken, während Anleihen eine wichtige Rolle in der Risikominderung gegen inflationsbedingte und geldpolitische Risiken dienen.


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